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VVN-BdA Ravensburg Oberschwaben, Riedleparkstrasse 13, D-88045 Friedrichshafen, Tel 07541/389316 | 06.05.2007 / 04.09.2007 |
5. Mai 2007:Festakt "60 Jahre VVN" in Oberschwaben und Baden-Württemberg |
(Friedrichshafen/Birnau) Rund 160 Menschen nahmen am 5. Mai 2007 an der Gedenkfeier der
VVN-BdA Ravensburg Oberschwaben, Singen und Konstanz teil, die zusammen mit IG Metall und DGB Bodenseekreis durchgeführt wurde. Am Abend fand in Friedrichshafen ein landesweiter Festakt "60 Jahre VVN" mit über 200 Gästen statt, bei dem 3 ehemalige italienische Partisanen zu Ehrenmitgliedern der VVN-BdA Ravensburg/Oberschwaben ernannt wurden. In ihrer Festrede rief Landdessprecherin Anne Rieger dazu auf, Rechtsradikalismus in jeder Form entgegen zu treten und sich der Kampagne Verbot der NPD anzuschließen. Rieger forderte dazu auf, sich auch künftig für eine antifaschistische Gesellschaft zu engagieren. Umrahmt wurde die Veranstaltung mit Gedichten und Liedern von Donata Höffer und Thomas Ciesla.Birnau: Gedenkfeier auf dem KZ-FriedhofAm Nachmittag hatte Oswald Burger aus Überlingen Interessierte durch den Goldbacher Stollen geführt und die Geschichte des Stollens erläutert. Die Gedenkfeier auf dem KZ-Friedhof Birnau leitete Christa Asprion (VVN-BdA Oberschwaben).Hauptrednerin Ester Bejerano berichtete bewegende Stationen Ihres Lebens und Überlebens im KZ Auschwitz und danach: "Viele, die die Hölle des deutschen Faschismus erlebt haben, fühlen sich verpflichtet alles zu tun, damit diese schreckliche Zeit nicht vergessen wird, ... 62 Jahre danach ist es mehr denn je erforderlich, immer wieder an die dunkelste Geschichte Deutschlands zu erinnern. Aber wir haben nun das Problem, dass viele Zeitzeugen so alt sind, dass sie diese Arbeit nicht mehr machen können. Das heißt also, dass wir Alten bald nicht mehr da sein werden. Und somit wünschen wir uns, dass ihr Jungen und ihr alle unsere Arbeit weiterführen werdet. ..." Grußworte sprachen Pino Calabrese , Bürgermeister der Stadt Orbassano (TO), Franco Voghera für die Stadt Rivoli und Guido Carbi für die ehemaligen Partisanen im Piemonte. Calabrese sagte: "Auf diesem Friedhof gedenken wir heute der Menschen, die hier begraben sind. ... Schaut auf die Kreuze - sie sind alle gleich; auf allen Gräbern wächst das selbe grüne Grass. Wir dürfen ihr Schicksal, ihr Opfer nicht vergessen. Aus ihnen ist der befreiende Funke geboren, den wir schützen und bewahren müssen. Es geht nicht nur darum, zu erinnern, sondern auch weiterhin für Freiheit, Frieden und Demokratie einzutreten." Die Feier endete mit der Niederlegung von Kränzen durch die beteiligten Organisationen und Kresivereinigungen. Friedrichshafen: Landesweiter Festakt "60 Jahre VVN"In einem landesweiten Festakt wurden im Graf-Zeppelin-Haus Friedrichshafen "60 Jahre VVN" gefeiert. Vor rund 200 Gästen konnte Josef Kaiser , VVN-BdA Oberschwaben, Vertreter der Bundesvereinigung, des Landesvorstand, vieler Kreisvereinigungen und der italienischen Partisanen begrüßen. OB Josef Büchelmeier sprach ein Grußwort. Er bekannte sich zur Verantwortung der Stadt Friedrichshafen für den Umgang mit dem Gedenken an die Opfer des Faschismus auf dem KZ-Friedhof Birnau. Denn der KZ-Stollen in Überlingen war zur Nutzung durch die Friedrichshafener Industrie gedacht und gebaut worden.VVN-BdA-Bundessprecherin Ester Broß berichtete über die Aktivitäten der Antifa-Jugend in der VVN-BdA. Sie versicherte den älteren KameradInnen: "Ja, es ist künftig an uns, das Vermächtnis des antifaschistischen Widerstands ohne die tatkräftige Unterstützung der Verfolgten des Naziregimes weiter zu tragen, eine Welt ohne Krieg und Faschismus zu schaffen und dafür Sorge zu tragen, dass ihr Kampf nicht unvergessen und vor allem nicht folgenlos bleibt." Von der VVN-BdA-Jugend organisierte Jugendtreffen schafften "...die Möglichkeit, gemeinsam mit anderen antifaschistisch engagierten Jugendlichen zusammenzukommen, Wissen zu erarbeiten, das auch in ihrem Alltag angewendet werden kann, zu diskutieren, Spaß zu haben – und auch Mitglied unserer Organisation zu werden. ... Es zeigt, dass Antifaschismus weit mehr ist als eine Gegenbewegung und Rückhalt gibt, wenn es darum geht, für eine humane und gerechte Welt, ohne Ausbeutung und Krieg, ohne Rassismus und Antisemitismus für Toleranz und Frieden einzutreten!" Landessprecherin Anne Rieger forderte in ihrer Festrede dazu auf, alles zu tun um Rechtsradikalismus zu bekämpfen und die NPD zu verbieten. Sie rief dazu auf die Aktion "nonpd" nicht nur mit einer Unterschrift, sondern auch sonst aktiv zu unterstützen. Anne Rieger erinnerte an die historische Rolle der VVN und heute anstehende Herausforderungen. Wir lebten in einer Gesellschaft, in der "... unsere VVN-BdA ... auch 60 Jahren nach der Beendigung des Faschismus als Herrschaftsform, nach wie vor, unabdingbar notwendig (ist). Es ist eine Gesellschaft, in der Menschen, wie Kurt Georg Kiesinger, Mitglied der NSDAP seit 1933, später stellvertretender Leiter der Rundfunkpolitischen Abteilung, die direkt dem Goebbelsministerium unterstand, erst Ministerpräsident von Baden Württemberg und anschließend Bundeskanzler werden konnte. Eine Gesellschaft, ein der eine vom SS-Mann Schönhuber gegründete Partei, die Reps, ungestraft agieren kann. Eine Gesellschaft, in der Bundeswehreinheiten, wie die Krisenreaktionskräfte der Bundeswehr in Calw, von einem General Günzel befehligt wurden, der den antisemitischen Äußerungen des Bundestagsabgeordneten Martin Hohmanns Beifall bekundete. Eine Gesellschaft, in der ein Mensch wie Hans Filbinger, Ministerpräsident werden konnte, ein Mann der auf eigenen Antrag in 1937 in die NSDAP eintrat, Mitglied des Nationalsozialistischen Studentenbundes und der SA war, der Deserteure, die nach Schweden fliehen konnten, in Abwesenheit zum Tode verurteilte, der für den Matrosen Walter Gröger die Todesstrafe beantragte, die umgesetzt wurde, der noch nach Kriegsende in britischer Gefangenschaft deutsche Matrosen mit Nazigesetzen verfolgte. ... Und um das ganze zu toppen, kann in dieser Gesellschaft, der amtierende Ministerpräsident unseres Landes, Günther Oettinger, über diesen Hans Filbinger sagen: Zitat: „Hans Filbinger war kein Nationalsozialist. Im Gegenteil, er war ein Gegner des NS-Regimes“, ... ohne das der Ministerpräsident zurücktreten muss. Völlig zu Recht reagierte die Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, Charlotte Knobloch, Zitat: "Filbinger als Gegner des NS-Regimes zu bezeichnen, ist eine gefährliche und für die Überlebenden verletzende Perversion der historischen Realität." Anne Rieger sieht auch künftig die VVN-BdA gefordert und vor wichtigen Aufgaben: "Antifaschismus ist unser Zukunftsentwurf für das 21. Jahrhundert. Unsere Vision ist eine Welt des Friedens, in der gelebte Demokratie und soziale Absicherung für alle Bürger und der Erhalt der Natur Realität sind. Humanistische Einstellungen werden die vorherrschenden Werte sein. In dieser Welt wird es keinen Raum geben für Egoismen wie Rassismus, Nationalismus, Standortlogik und überhebliches Großmachtdenken. Angst vor Arbeitslosigkeit, Alter und Krankheit sind überwunden, Gewalt gegen Fremde und Andersdenkende sind ausgemerzt. Vernichtungswaffen und militarisierte Außenpolitik gehören ebenso der Vergangenheit an wie staatliche Repression gegen Opponenten. Der Weg in eine antifaschistische Gesellschaft ist noch weit – davor verschließen wir die Augen nicht. Unser Zukunftstraum verstellt uns nicht die Sicht auf die heutige Realität. Vielmehr gibt er uns Kriterien an die Hand, nach denen wir die heutige Gesellschaft beurteilen und unsere nächsten Schritte ableiten. Wir sind sicher: Einen andere Welt Eine andere Gesellschaft ist möglich. Bauen wir sie auf." Italienische Partisanen zu Ehrenmitgliedern ernanntZum Abschluss des Festaktes zeichnete Enzo Savarino im Namen der VVN-BdA Oberschwaben drei ehemalige Partisanen aus dem Piemonte mit der Ehrenmitgliedschaft aus: Mara Piovano, Guido Carbi und Mario Castagno. Mit Ihnen bestehen seit fast 20 Jahren freundschaftliche Beziehungen und grenzüberschreitende Aktivitäten zwischen VVN-BdA Oberschwaben und dem dortigen Comitato Colle del Lys.
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